Vom Lehener Bergle,                      seinen Ammoniten und uns

Lehener Bergle

Unsere Erde – Wissenschaftler schätzen, dass sie 400 Millionen Jahre alt ist – hatte im Laufe ihres Daseins zahlreiche Gesichter. Wie ein Apfel, der im Laufe des Winters schrumpft und runzelig wird, hat auch die Erde ihre Falten bekommen. Diese Falten oder Gebirge ändern stetig ihre Form. Gebirge steigen auf, andere versinken, Meere überfluten weite Gebiete, es entstehen neue Lebensräume. Große Teile der Erde erstarren unter Eis, während an anderen Stellen das feurige Erdinnere aus Vulkanen an die Oberfläche dringt. Auch in unserer Heimat vollzogen sich Wandlungen. Vor ca. 350 Millionen Jahren waren Schwarzwald und Vogesen ein zusammenhängendes Gebirge, das in sich zusammenbrach und im heutigen Oberrheingraben versank. In diesem Oberrheingraben sind Gesteine versenkt, die ehemals bis zu 2.000 m höher lagen. Der Riss muss sich nahe der Mitte des Gebirges gebildet haben, so dass die beiden Risskanten abkippten. Dies hatte zur Folge, dass die ganze Bruchzone in viele kleine Schollen zerbrach, welche langsam, der Mitte zu, in die Tiefe rutschten. Die Risse gaben nun wiederum der feurigen Innenmaterie den Weg zum Austritt frei und die Spalten füllten sich mit der flüssigen Masse unserer heutigen Urgesteine oder es bildeten sich sogar Vulkane.

Im Lehener Bergle wurde ebenfalls ein basaltischer Wackengang nachgewiesen. Dies spricht dafür, dass auch das Bergle einmal Feuer spuckte.

Im Erdmittelalter – vor 140 bis 225 Millionen Jahren – vollzog sich ein häufiger Wechsel von Land- und Meeresüberflutung. Deshalb darf es uns nicht wundern, wenn wir auf den hohen Schwarzwaldbergen Sandsteine antreffen, die ihre Entstehung dem Wasser verdanken. Andererseits finden wir wiederum ganze Gebirgszüge (z.B. den Jura), die sich ebenfalls aus Wasserablagerungen gebildet haben. Selbst in unserem Lehener Hügel ist eine 65 Millionen Jahre alte tertiäre Landoberflächenschicht nachgewiesen, welche die tiefer liegenden Meeresbodengesteine überdeckt.
Die Geologen teilen diese Zeit des Mesozoikums in Trias mit Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, in Jura mit Lias, Dogger, Malm und in Kreide mit Unter- und Oberkreide ein. Neben der Landschaftsbildung herrschte in dieser Zeit schon reges Pflanzen- und Tierleben auf der Erde. Pflanzen und Tiere hatten nach unseren heutigen Vorstellungen riesige Maße, Schachtelhalme und Farne so groß wie Bäume, eine Unzahl von Land- und Wassertieren, die Größen bis 20 m erreichten. Die Meere waren von Tintenfischen bewohnt, die bis zu wagenradgroße, schneckenhausartige Gehäuse mit sich herumtrugen.
Diese Zeit hat auch in unserem kaum 30 m hohen, 500 m breiten und 1,5 km langen Lehener Bergle ihre Spuren hinterlassen.

Wandern wir durch das Dorf, so entdecken wir noch an 15 Häusern bis zu wagenradgroße Versteinerungen (sog. Ammonshörner) in die Giebelfronten eingemauert. Sie sind Zeugen alten Brauchtums oder Aberglaubens. Als Vorbild des Füllhorns können sie Fruchtbarkeit symbolisieren oder als Abwehrzauber gegen Feinde und Unwetter gelten. Die Ammonshörner stammen alle aus den Schwarzkalkbrüchen des Lehener Bergles. Diese Steinbrüche lieferten vor langer Zeit das Baumaterial für die alten Lehener Häuser, gaben aber auch ein reiches Fossilienmaterial und die Ammoniten frei. Die Brüche mit den Ammonitenbänken sind heute nicht mehr zugänglich und die Ammoniten sind rar geworden. Ammonoideas haben ihren Namen von einem mit einem Widderkopf dargestellten ägyptischen Gott namens Ammon.

Seine schneckenförmigen Widderhörner (Ammonshörner) ähnelten diesen Meerestieren so sehr, daß der Geologe Quenstedt die nur noch versteinert erhaltenen Gehäuse, von denen bisher mehr als 5.000 Arten gefunden wurden, Ammoniten nannte. Sie sind schon vor rund 70 Millionen Jahren am Ende der Kreidezeit (Mesozoikum) ausgestorbene, einst auf dem Meeresgrund kriechende Weichtiere. Als Untergruppe der umfassenden Gattung der Cephalopoden (Kopffüßler) haben sie ein schneckenhausartiges, aufgerolltes Kalkgehäuse, das in viele Kammern aufgeteilt ist. Die gestorbenen Tiere sanken auf den Schlamm des Meeresbodens, um darin im Laufe der Jahrmillionen zu versteinern. Eine weitere Epoche, das Pleistozän oder Diluvium, hat dann wiederum vor 1,5 bis 2 Millionen Jahren diese Ammonitenfriedhöfe in unvorstellbaren Staubstürmen ein weiteres Mal begraben und in der Lehner Scholle mit bis zu 10 m hohem Löß überdeckt.

 

Lehen

Im Lehener Wappen, das sich aus einer roten Rosette, einem Winzermesser und dem lateinischen "L" zusammensetzt, wird die Rosette gerne als Ammonit gedeutet. Eine wissenschaftlich eindeutige Aussage gibt es hierzu nicht.

Unser Häs - Lehener Geschichte

Überlegungen zur Gestaltung des neuen Häs fanden in der umfangreichen Lehener Geschichte ausreichend Anhaltspunkte. Bekannt war, dass im früheren Steinbruchbetrieb in den Kalkbänken des Lehner Bergle Ammoniten – auch Kopffüßler genannt – gefunden wurden. Dadurch war schnell der Name der Zunft geboren:

"Ammonshörner"

Das Bestreben der jungen Zunft war es, die hiesigen Brauchtümer und die Lehener Geschichte in das Häs einzubringen.

Das erste Häs wurde in Anlehnung an die Weißnarren, welche hauptsächlich auf der Baar vorkommen und nicht mehr aus der Alemannischen Fasnet wegzudenken sind, geschaffen. Es bestand aus einem weißen, handbemalten Leinenanzug. Die Motive der Bemalung waren/sind Wasserpflanzen und Ranken. Auf dem Rücken war über einem großen Ammoniten ein Schriftzug "Ammonshörner Lehen" zu sehen. Heute befindet sich dort nur noch der große Ammonit. Auf der Brust zeigt das Häs das Stadtteilwappen von Lehen und das Wappen der Stadt Freiburg.

Vervollständigt wird das Häs durch eine bärtige Maske, die einen älteren, aber freundlichen Mann darstellt. Der erste Vorschlag, die Maske in Form eines Ammoniten zu gestalten, wurde damals von der BNZ abgelehnt, da nur geschlossene Masken erlaubt waren. Man einigte sich mit dem Brauchtumsausschuss der BNZ auf eine handgeschnitzte, geschlossene Holzmasken mit freundlichem Ausdruck. – An dieser Stelle ein Dankeschön an den Brauchtumsausschuss der BNZ, vertreten durch Hans Sigmund, Paul Teike, Wolfgang Herterich, Gerhard Laub und Peter Meneghelli, die der Zunft immer mit Rat und Tat hilfreich zur Seite standen. – Das ganze Häs wird durch zwei große Schellengurte ergänzt.